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Techtextil & Texprocess 2019

Nachhaltigkeit - wichtiges Thema auf der Techtextil und Texprocess 2019

Frankfurt, 18.05.2019.
Mit „Sustainability at Techtextil“ und „Sustainability at Texprocess“ stellen die internationalen Leitmessen für technische Textilien und Vliesstoffe sowie für die Verarbeitung textiler und flexibler Materialien erstmals die Nachhaltigkeitsansätze ihrer Aussteller explizit in den Fokus. Hinzu kommt ein umfangreiches Rahmenprogramm zu dem Thema. Dabei sprechen unter anderem Branchengrößen wie Kering, Lenzing oder Zalando.

Fasern aus recyceltem Polyester, biobasierte Hightech-Textilien, wassersparende Färbe- und Finishingverfahren, Funktions- und Arbeitskleidung, die mit weniger bis keinen Lösungs- und Bindemitteln auskommt: Im Bereich der technischen Textilien und in der Verarbeitung textiler und flexibler Materialien setzen immer mehr Unternehmen auf Ansätze für mehr Nachhaltigkeit. Mit „Sustainability at Techtextil“ und „Sustainability at Texprocess“ machten die internationalen Leitmessen entsprechende Ansätze ihrer Aussteller sichtbar. Zusätzlich griffen zahlreiche Infostände das Thema Nachhaltigkeit auf beiden Messen auf.

Im Vorfeld der Techtextil und Texprocess konnten Aussteller beider Messen ihre Ansätze und entsprechende Nachweise für Aktivitäten rund um Nachhaltigkeit bei den Messeorganisatoren einreichen. Eine unabhängige, internationale Jury aus Nachhaltigkeitsexperten bewertete die Einreichungen individuell auf Basis gängiger nationaler und internationaler Nachhaltigkeitssiegel, darunter aktuell vor allem Bluesign, Cradle-to-Cradle, EU Eco Label, ISO 14001, GOTS, GRS sowie SteP by Oeko-Tex. Mitglieder der internationalen Expertenjury waren der Vorsitzende Max Gilgenmann, Consulting Service International Ltd. (Deutschland/China); Claudia Som, Empa (Schweiz); Jan Laperre, Centexbel (Belgien); Heike Illing-Günther, Sächsisches Textilinstitut e.V. (Deutschland); Karla Magruder, Fabrikology (USA); Lauren Zahringer, SAC Social Apparel Coalition (Niederlande).

Insgesamt wurden 47 Unternehmen, davon 44 Aussteller der Techtextil, und drei der Texprocess ausgewählt. Unter dem Motto „Towards Sustainability“ bot das Techtextil Forum eine Reihe an Beiträgen, die sich ausschließlich um nachhaltige Textilinnovationen drehten. Moderiert von Braz Costa, Geschäftsführer des portugiesischen Technologiezentrums CITEVE, standen unter anderem diese Themen auf dem Programm: Textilrecycling (TWD Fibres, Velener Textil), nachhaltiges Bauen mit Wolle (Minet S.A.; Rumänien), nachhaltige Textilbeschichtungen (Centexbel), Biopolymere (RWTH Aachen), die Nachverfolgbarkeit gentechnikfreier Baumwolle (Hohenstein Institute) sowie biobasierte kostengünstige Karbonfasern (Textilforschungsinstitute Jules Verne, Frankreich).

Techtextil Innovation Award

Erstmals zeichnete der Techtextil Innovation Award zwei Unternehmen in der Kategorie Nachhaltigkeit (Sustainability) aus und gingen zum einen an die Arbeitsgemeinschaft aus Comfil (Dänemark), Chemosvit Fibrochem (Slowakei), das Fraunhofer-Institut für Chemische Technologie ICT (Deutschland), die Technische Universität Dänemark und Centexbel (Belgien) für BIO4SELF für vollständig biobasierte, selbsttragende thermoplastische Composites auf Basis von PLA-Fasern. Die Composites können im Automobilbau, in der Sportindustrie und der Medizintechnik eingesetzt werden und sind ein Ansatz zur Umsetzung der Nachhaltigen Entwicklungsziele der UN, indem sie den Wandel hin zur Green Economy fördern.

Der zweite Award in der Kategorie Nachhaltigkeit ging an PICASSO, ein Kooperationsprojekt portugiesischer Projektpartner zur Entwicklung eines Färbe- und Funktionalisierungsverfahren für Kleidung auf Basis von Pilz- und Pflanzenextrakten sowie Enzymen. Partner des Projekts sind das Centre for Nanotechnology and Smart Materials (CeNTI), das nachhaltige Textilunternehmen Tintex, der Gewürz- und Kräuterproduzent Ervital, das Biotechnologieunternehmen Bioinvitro Biotecnologia und das Textil-Technologiezentrum CITEVE.

Preisträger in der Kategorie „New Technology“

Zwei Preisträger überzeugten die internationale Jury in der Kategorie “New Technology”: Die Robert Bosch GmbH erhielt den Techtextil Innovation Award gemeinsam mit der H. Stoll AG für einen gestrickten Sensorhandschuh. Der nahtlos und 3D-flachgestrickte Handschuh besteht unter anderem aus Sensorgarn und bietet dem Träger Sensor- und Steuerungsfunktionen an allen Fingern, etwa zur Steuerung von Bedienoberflächen in der Mensch-Maschine-Interaktion, zur Bewegungssteuerung für Augmented und Virtual Reality-Anwendungen oder zu Reha-Zwecken im medizinischen Umfeld. Der Handschuh bietet dabei den gleichen Tragekomfort wie ein gewöhnlicher Handschuh.

Ebenfalls in der Kategorie erhielt das Deutsche Textilforschungszentrum Nord-West einen Award für das Projekt “Textile Mining”, ein Funktionstextil, das beispielsweise Unternehmen aus der Metallindustrie die Rückgewinnung von Edelmetallen wie Gold, Platin und Palladium aus Industrieabwässern ermöglicht. Vor dem Hintergrund knapper werdender Rohstoffe sind Industrieabwässer neben Elektroschrott eine wichtige Quelle für Edelmetalle und damit das sogenannte “Urban Mining”, also die Gewinnung von Rohstoffen aus den vorhandenen Ressourcen in Städten. Weitere Partner im Projekt: Kayser Filtertech, Setex-Textilveredlung, Cornelsen Umwelttechnologie, Unimicron Germany und Wieland Edelmetalle (alle aus Deutschland).

Preisträger in der Kategorie „New Application“

In der Kategorie “New Application” ging jeweils ein Award an die Deutschen Institute für Textil- und Faserforschung Denkendorf (DITF) sowie die Universidade da Beira Interior (DCTT) in Portugal. Die DITF haben eine platzsparende induktive Ladespule für Hybrid- und Elektroautos entwickelt. Bislang können kontaktlose Ladespulen aufgrund des fehlenden Platzes an der Fahrzeugunterseite nur schwer so verbaut werden, dass an allen Stellen der Spule die gleiche und zur Ladung von größeren Batterien notwendige Spannung vorhanden ist. Die DITF nutzen Hightech-Sticktechnologie, um diese Herausforderung zu umgehen. Projektpartner ist die Robert Bosch GmbH.

Award Nummer zwei in der gleichen Kategorie prämiert den smarten Sicherheitsmantel E-Caption 2.0, entwickelt an der Universität Beira Interior in Portugal. Der Mantel soll vor allem Arbeiter an Sendemasten, deren Zahl weltweit durch die zunehmende Anbindung an Mobilfunk und Internet zunimmt, vor übermäßiger Radiofrequenzstrahlung schützen. Erzielt wird dies durch ein Textilsystem, dass Energie gewinnt und mit LEDs verknüpft ist. Die LEDs signalisieren dem Träger, wenn die von der Europäischen Union empfohlene RF-Strahlenbelastung überschritten wird. Projektpartner ist das Institut für Telekommunikation Aveiro.

Preisträger in der Kategorie „New Material“

In der Kategorie “New Material” ging der Techtextil Innovation Award 2019 an den portugiesischen Korkverarbeiter Sedacor für CORK-A-TEX, ein neuartiges Garn aus Kork. Korkbasierte Textilien für Mode oder Heimtextilien sind nach wie vor verhältnismäßig steif. Das neue Korkgarn bietet ein flexibles Produkt aus dem natürlichen Material und bietet so zusätzliche Designmöglichkeiten für die Modeindustrie sowie die Inneneinrichtung.

Der Techtextil Innovation Award prämiert zum 15. Mal neue Entwicklungen im Bereich der technischen Textilien und der Textilproduktion. Während der gesamten Messe zeigtr eine Sonderschau in Halle 4.2 die Gewinner-Produkte. Die parallel stattfindende Texprocess, internationale Leitmesse für die Verarbeitung von Textilen und weiteren flexiblen Materialien, zeichnet zum fünften Mal technologische Neuentwicklungen mit dem Texprocess Innovation Award aus.

Innovation Roadshow zu nachhaltiger Schuhproduktion

Im Fortgang der Fashionsustain-Konferenz präsentierten der Faserhersteller Lenzing, der Strickmaschinenproduzent Santoni und Schuhkomponenten-Fabrikant Procalçado S.A. die Innovation Roadshow mit dem Titel „The Future of Eco-Conscious Footwear Manufacturing“. Die Roadshow wurde unterstützt vom Texpertise Network der Messe Frankfurt. Sie stellte exemplarisch den nachhaltigen Produktionsprozess eines Schuhs dar und zeigte so, wie ein Nachhaltigkeitswandel der Mode- und Textilindustrie bereits heute Realität sein kann. Moderiert wurde das Panel von Marte Hentschel, Gründerin des B2B-Netzwerks für die Modebranche Sourcebook.

Unsere Bildergalerie verschafft Ihnen einen kleinen Eindruck von beiden Messen.




(TE)


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